Geschrieben von Frederike Peffer, Customer Success Manager bei aifora
Wir alle treffen tagtäglich unzählige Entscheidungen. Einige davon treffen wir bewusst, andere unbewusst. Manche fallen uns leicht, und über andere diskutieren wir immer wieder mit uns selber, bis wir zu einem Ergebnis kommen. Aber am Ende des Tages ist jede Entscheidung ein risikoreiches Urteil.
Im Alltag bleibt kaum Zeit, alle Auswirkungen und Konsequenzen gründlich zu bewerten. Folgenabschätzungen sind jedoch die Grundlage für alle Entscheidungen, seien sie persönlicher, sozialer oder arbeitsbezogener Natur. Führungskräfte glauben oft, dass sie sich zwischen einem „richtigen“ und einem „falschen“ Kompromiss entscheiden müssen. Aber sind diese Entscheidungen wirklich effektiv?
Die Richtige Entscheidung
Entscheidungen müssen schnell und im Angesicht der Ungewissheit getroffen werden – besonders jetzt, da wir immer noch gegen die COVID-19-Pandemie kämpfen, die die Zukunft unvorhersehbarer denn je gemacht hat. Viele Einzelhändler stehen vor der Insolvenz, da sie Schwierigkeiten hatten, schnell die richtige Entscheidung hinsichtlich unterbrochener Lieferketten und Nachfrageschwankungen zu treffen, gleichzeitig entstanden andere Probleme wie Mitarbeiterausfälle und die Einführung von Sicherheitsmaßnahmen während sich das Virus weiter ausbreitete. Andere hatten „mehr Glück“ aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit und ihrer Bereitschaft, technologische Fortschritte zur Unterstützung des Entscheidungsprozesses zu nutzen.
In einem Interview aus April 2020 sagte Bulgari-Chef Jean-Christophe Babin zur aktuellen Krise:

Aber wie treffen wir die richtige Entscheidung? Eines ist klar – sich allein auf sein Bauchgefühl zu verlassen, ist definitiv nicht der richtige Weg.
Ein systematischer Prozess
Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Psychologe und Wirtschaftswissenschaftler Daniel Kahneman entdeckte, dass die meisten Geschäftsentscheidungen nicht auf Fakten beruhen. Der langwierige Prozess des rationalen Abwägens und der Einbeziehung von Fakten ist meist zu mühsam und anstrengend. Vielmehr werden Entscheidungen von Emotionen geleitet und oft intuitiv getroffen.
In seinem Buch „Schnelles Denken, Langsames Denken“ definiert Kahneman zwei verschiedene Systeme zur Entscheidungsfindung, wobei „System 1“ das unbewusst arbeitende und intuitive System beschreibt, während „System 2“ sich auf das bewusst arbeitende Problemlösungssystem bezieht.
System 1
- entscheidet intuitiv
- schnell
- unbewusst
- von Emotionen gesteuert
- überlebenswichtig
x fehleranfällig
System 2
- logisch
- kalkuliert
- rationales Denken
- weniger Fehler
Dennoch sollten Fakten die Grundlage für fundierte Entscheidungen sein, zumindest in der Wirtschaft. Ein Bericht von Forrester zeigt, dass 74 Prozent der Unternehmen gerne datengesteuert arbeiten würden, aber nur 29 Prozent über ausreichende Fähigkeiten verfügen.
Eine positive Entwicklung ist die riesige Datenmenge, die heutzutage in den meisten Unternehmen archiviert wird, aber das Problem bleibt, dass es für die meisten nicht möglich ist, die notwendigen Daten auf Knopfdruck abzurufen.
Die Bewertung komplexer Szenarien ist bereits eine Herausforderung im Hinblick auf die Menge der über viele Jahre gesammelten internen Daten. Hinzu kommen externe Daten, die einbezogen werden müssen, wie z.B. Wettbewerbs- oder Wetterdaten.
Der Versuch einer Realitätsabbildung
Ein Modell erlaubt es den Anwendern, Prozesse „im kleinen Maßstab“ zu simulieren, die in der Realität aufgrund ihres Aufwands oder Risikos nicht möglich oder sinnvoll wären. Die Datenmodellierung in Excel erzeugt somit ein vereinfachtes Bild einer partiellen Realität. Dadurch besteht die Gefahr, dass bestimmte Zusammenhänge übersehen werden oder dass bestimmte Effekte nicht berücksichtigt wurden. Die Vernachlässigung wichtiger Faktoren bringt unvorhergesehene Folgen mit sich und ist oft der Grund dafür, dass Ziele nicht erreicht werden, Projekte scheitern, Probleme wachsen und neue Probleme entstehen.
Strategische Entscheidungen sollten fundiert, transparent und unter Berücksichtigung aller Konsequenzen getroffen werden. Nur wenn alle möglichen Folgen bekannt sind, können Unternehmen sicher feststellen, ob ein Ziel mit welchen Maßnahmen erreicht werden kann und welche unerwünschten Folgen zu erwarten sind. In der Regel wird die Abteilung Controlling beauftragt, Daten ad hoc aufzubereiten und Informationen aus den Fachabteilungen einzuholen, um schnell einen Business Case zu erstellen. Wie ist es also möglich, Daten so bereitzustellen, dass Unternehmen sie als schnelle Entscheidungsgrundlage nutzen können, ohne ständig auf System 1 zurückgreifen zu müssen?
Entscheidungsanalyse mit Simulationen & Dashboards
Das Wort „Simulation“ hat seinen Ursprung im lateinischen „simulatio“, was mit „Verstellung“ übersetzt werden kann. Umgangssprachlich ist ein Simulator „jemand, der so tut als ob“. Wissenschaftlich ausgedrückt ist eine Simulation die Durchführung einer „Was-wäre-wenn-Analyse“. Es geht also darum zu verstehen, was in einer gegebenen Situation geschehen kann. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Folgen einer bestimmten Handlung oder Entscheidung abzuschätzen und die Zukunft „auszuprobieren“.
Daher sind Simulationen Szenarien, die mit Hilfe eines Modells ausgeführt werden können. Beispielsweise kann der beste, der schlechteste oder der wahrscheinlichste Fall simuliert werden. Durch die Einbeziehung komplexer Datensätze können verschiedene Szenarien abgebildet werden. Diese können in unterschiedlichem Maße durch die Anwendung unterschiedlicher Geschäftsregeln oder durch die Implementierung einer anderen Strategie gestaltet werden.
Die Abschätzung der Folgen dieser Szenarien ist die Voraussetzung für reflektierte, fundierte und vorausschauende Entscheidungen. Ein Dashboard visualisiert und interpretiert dann Daten aus komplexen Simulationen und stellt die Ergebnisse übersichtlich dar, so dass sie für das menschliche Auge leichter zu erfassen sind.
Dashboards helfen den Benutzern, auf den Punkt zu kommen und Trends schnell zu erkennen. Derzeit können Dashboards helfen, den Corona-Effekt in Modellen anzuwenden und verschiedene Szenarien mit Hilfe von Simulationen zu testen. Dies ermöglicht es Entscheidungsträgern, fundierte Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel in Bezug auf Preisgestaltung und Bestandsmanagement.
In einem Dashboard können auch verschiedene Strategien oder Aktionen verglichen werden. Auf diese Weise können verschiedene Fragen mit Hilfe von Daten beantwortet werden:
- Wie wird sich die Verbrauchernachfrage unter verschiedenen Bedingungen entwickeln?
- Welche Strategie passt am besten zu unserem Geschäftsmodell?
- Wie wird sich das Kundenverhalten verändern?
- Wie können wir unsere geplante Verkaufsquote erreichen?
Dashboards sind daher wichtig für strategische Entscheidungen und dienen dem Management bei der Entscheidungsfindung durch aggregierte Daten, meist in Form von KPIs. Darüber hinaus können sie auch operative Daten enthalten, die die täglichen Entscheidungen für verschiedene Abteilungen erleichtern.
Wie ein Simulationsverfahren Einzelhändlern helfen kann, bessere Entscheidungen zu treffen
Auch wenn selbst die beste Simulation nicht immer zu 100 % richtig sein mag, ist die datengestützte Entscheidungsfindung immer objektiver und effektiver als jede andere Methode. Einzelhändler, die immer noch Tabellenkalkulationen für Bestands- und Preisentscheidungen verwenden, können mehr als nur den digitalen Wettlauf verlieren. Mit aifora können Einzelhändler ihre Daten nutzen und eine genaue Prognose der Verkäufe, Gewinne und Margen erstellen – bei gleichzeitiger Risikominimierung und Eliminierung böser Überraschungen.